Laborwerte von A-Z

Was früher im Hinterzimmer der Arztpraxis und im Keller des Krankenhauses nebenbei von Arzthelferinnen, MTAs  und Stationsschwestern erledigt wurde, ist zu einer hoch automatisierten High-Tech-Branche geworden, in der Großlabore zehntausende Proben verarbeiten. Der medizinisch-technische Fortschritt hat jedoch nicht nur die Arbeitsprozesse rationalisiert, sondern den Ärzten auch viele neue Messwerte beschert, die teilweise aber in ihrer Nutzenbewertung umstritten sind.

 

Wichtige Begriffe aus der Labormedizin

Untersuchungsmedien

Das wichtigste Probenmaterial (Untersuchungsmedium) ist das Blut. Es besteht zu etwa 45 % aus Blutkörperchen und zu knapp 55 % aus dem wässrigen Blutplasma (Abb. Blutplasma). Im (Blut-)Plasma sind Eiweiße, Mineralien und viele weitere Stoffe (z. B. Blutfette, Hormone) gelöst. Entzieht man dem Blutplasma die darin enthaltenen Gerinnungsfaktoren, erhält man das (Blut-)Serum.

Neben dem Blut werden in der Labormedizin noch verwendet:

  • Urin (Harn), entweder aus einer einzelnen Urinprobe (Spontan- oder Katheterurin) oder aus Sammelurin (meist 24-Stunden-Sammelurin).
  • Liquor (Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit) aus einer Lumbalpunktion
  • Stuhlproben für Stuhluntersuchungen
  • Proben aus dem Fruchtwasser Schwangerer, aus krankhaften Flüssigkeitsansammlungen (z. B. Aszites) sowie Biopsie- oder Operationspräparaten.

Ein Laborwert ist nur dann wirklich aussagefähig, wenn die Vorschriften für Probenentnahme und -versand beachtet werden. Fragen Sie vor geplanten Laboruntersuchungen, was Sie vorher zu beachten haben (z. B. Absetzen von Medikamenten, Nüchternbleiben).

Verwendete Maßeinheiten

Die Laborwerte werden leider nicht immer überall in den gleichen Einheiten ausgegeben. Maßeinheiten, die sich aus den Standardmaßeinheiten Liter, Kilogramm, Mol, Meter und Sekunden zusammensetzen, können problemlos umgerechnet werden. Ansonsten ist aber Vorsicht geboten, denn IU (international units) muss nicht dasselbe sein wie U (units) oder I.E.(internationale Einheiten). Auch die Messbedingungen und -verfahren sind nicht immer gleich. Wo Analyseverfahren (noch) nicht ausreichend standardisiert sind, ist dies mit dem Zusatz „laborabhängig“ angezeigt.

Da die Konzentrationen in der Labormedizin oft sehr niedrig sind, werden häufig dezimale Vorsätze verwendet: m = milli = 10-3, = mikro = 10-6, n = nano = 10-9, p = pico = 10-12.

Manche Laborwerte beziehen sich auch auf Verdünnungsreihen, d. h. sie drücken aus, wie stark eine Blutprobe verdünnt werden kann, bis gerade noch eine bestimmte Reaktion auslösbar ist. Dies wird dann mit dem Verdünnungstiter ausgedrückt, z. B. 1:8 (= maximal achtfache Verdünnung möglich) oder 1:512 (512-fache Verdünnung möglich).

 

Verwendete Quellen

  • O. Hagemann: Laborlexikon. Unabhängige e-Fachzeitschrift für Labormedizin. Selbstverlag, 2007: 
  • B. Neumeister et al.: Klinikleitfaden Labordiagnostik. Elsevier, 2003: 
  • L. Thomas: Labor und Diagnose, 6. Auflage. TH-Books, 2005: 
  • W. G. Guder; J. Nolte: Das Laborbuch. Urban & Fischer, 2005: 

Begriffswelt

Die Begriffe für Laboruntersuchungen sind uneinheitlich und verwirren v. a. bei neu eingeführten Untersuchungen immer wieder Ärzte wie Patienten gleichermaßen. Laborwerte mit griechischen Schreibweisen neigen besonders dazu, Verwirrung zu stiften: So werden die griechischen Vorsilben alpha, beta oder gamma gerne mit a, b oder c (oder g) abgekürzt, eventuell aber auch ganz weggelassen. Wenn Sie etwas nicht finden, probieren Sie deshalb mehrere Schreibweisen aus. Querverweise helfen Ihnen außerdem, die gewünschte Information zu finden. 

Ein anderes Problem sind Untersuchungsgruppen: So gibt es viele zugkräftige Namen für Laborwert-Pakete, wie z. B. den „Anti-Aging-Status“ oder den „Blutfette-Basischeck“. Diese werden von vielen Anbietern verwendet, aber mit unterschiedlichem Inhalt. Gerade bei Selbstzahlerleistungen im Rahmen der Vorsorge ist deshalb Vorsicht geboten – wer Preise vergleichen will, sollte wissen, welche Einzeltests im Rahmen eines „Laborpakets“ durchgeführt werden.

Für Selbstzahlerleistungen im Laborbereich kommt in Deutschland wie bei Privatpatienten zumeist die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) zum Einsatz. Die Ärzte sind zwar nicht gezwungen, diese einzuhalten, aber die meisten tun es. Der dort genannte Basispreis wird in der Regel mit einem Multiplikator von 1,15 versehen, dem für Laborleistungen außerhalb bestimmter Sonderfälle maximal zulässigen Multiplikator.

Zusätzlich entstehen außer den (hier teilweise genannten) Preisen für die Laboranalyse Kosten für die Blutentnahme (~ 4 €) sowie eine oder mehrere ärztliche Beratungen: 11 € für die Beratung bzw. 20 € für die eingehende Beratung von mindestens zehn Minuten Dauer (die Preise entsprechen dem GOÄ-Grundpreis multipliziert mit dem höchsten zulässigen Multiplikator von 2,3 für persönlich erbrachte ärztliche Leistungen, Stand Mitte 2007).

Vorsicht ist bei Paketangeboten angebracht, die unter Namen wie „Ganzkörpercheck“ oder „Managercheck“ eine umfassende Vorsorge versprechen, aber in ihrem tatsächlichen Nutzen nicht mehr bieten als ein sorgfältig durchgeführter ärztlicher Check-up mit gegebenenfalls angeschlossener weiterführender (Labor)Diagnostik.

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