Laborwerte von A-Z

Was früher im Hinterzimmer der Arztpraxis und im Keller des Krankenhauses nebenbei von Arzthelferinnen, MTAs und Stationsschwestern erledigt wurde, ist zu einer hoch automatisierten High-Tech-Branche geworden, in der Großlabore zehntausende Proben verarbeiten. Der medizinisch-technische Fortschritt hat jedoch nicht nur die Arbeitsprozesse rationalisiert, sondern den Ärzten auch viele neue Messwerte beschert, die teilweise aber in ihrer Nutzenbewertung umstritten sind.
Prokalzitonin (Procalcitonin, PCA)
Prokalzitonin ist das Prohormon, also die Vorstufe des Schilddrüsenhormons Kalzitonin.
Normalbereich im Blutserum
< 0,005 ng/ml
Indikation
- Unterscheidung bakterieller und viraler Infektionen
- Früherkennung bakterieller Infektionen
- Verlaufskontrolle Sepsis, also Blutvergiftung
Bakterielle Infektionen oder die Gefahr einer Sepsis zeichnen sich durch einen erhöhten Prokalzitonin-Wert aus. Bei viralen Infektionen hingegen liegt der Prokalzitonin-Wert im Normalbereich.
Bedeutung erhöhter Werte
Die Art und Schwere der bakteriellen Infektion lässt sich am Prokalzitonin-Wert ablesen. Allgemein gilt:
- < 0,5 ng/ml: lokale Entzündung und Infektion möglich
- 0,25–0,5 ng/ml: umkomplizierte bakterielle Bronchitis und Lungenentzündung
- 0,5–2,0 ng/ml: mäßige systemische Entzündungsreaktion; bei Erregernachweis aus dem Blut ist Sepsis sicher
- 2,0–10 ng/ml: schwere systemische Entzündungsreaktion mit hohem Risiko für ein Organversagen
- > 10 ng/ml: sehr schwere systemische Entzündungsreaktion mit hohem Risiko für einen tödlichen Verlauf
Therapieempfehlung
Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Bei einem Prokalzitonin-Wert unter 0,1 ng/ml sollten Ärzte auf eine Behandlung mit Antibiotika verzichten.