Speiseröhrenkrebs

Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom): Meist von der Schleimhaut ausgehender bösartiger Tumor, der sich überwiegend an den physiologischen Engstellen der Speiseröhre entwickelt. Der Tumor bildet rasch Metastasen und dringt früh in das umgebende Gewebe ein. Mit einer Erkrankungsrate von 6 pro 100.000 im Jahr gehört der Speiseröhrenkrebs hierzulande zu den seltenen Krebserkrankungen – Tendenz abnehmend. Betroffen sind vor allem Männer zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Die Prognose ist trotz Behandlung ungünstig, denn weil der Tumor meist sehr spät entdeckt wird, kann er nur bei ~ 10 % der Betroffenen noch operiert werden. Dabei gilt: Je höher der Tumor sitzt, desto schlechter sind die Überlebenschancen. Meist sterben die Betroffenen innerhalb von zwölf Monaten nach der Diagnose. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei etwa 15 %.

Leitbeschwerden

  • Schluckbeschwerden, zunächst nur bei fester, später auch bei flüssiger Nahrung
  • Wiederaufstoßen von Speisen in die Mundhöhle
  • Fauliges Aufstoßen
  • Heiserkeit, Stimmlosigkeit
  • Deutlicher Gewichtsverlust
  • Bluterbrechen (selten)

Die Erkrankung

Speiseröhrenkrebs entsteht vor allem in den drei physiologischen Engstellen (Ösophagusengen): im Speiseröhreneingang (15 %), im Aortenbogen auf der Höhe des linken Hauptbronchus (50 %) und im unteren Speiseröhrenabschnitt, in der Zwerchfellenge (35 %).

Risikofaktoren für die Entstehung von Speiseröhrenkrebs sind Schleimhaut schädigende Einflüsse wie langjähriger Konsum hochprozentigen Alkohols, starkes Rauchen und häufiger Genuss von Nitriten und Nitraten (z. B. gepökelte Fleischwaren) sowie von heißen Getränken. Bei der Begünstigung durch Vorerkrankungen steht mit 30 % das Barrett-Syndrom (Komplikation der Refluxkrankheit) an erster Stelle vor der Achalasie (Speiseröhren-Beweglichkeitsstörung), narbigen Verengungen infolge von Verätzungen (nicht-refluxbedingte Speiseröhrenentzündung) und einer Schleimhautschädigung durch chronischen Eisenmangel  (Plummer-Vinson-Syndrom). Seltener sind ein Befall mit humanen Papillom-Viren vom Typ HPV16 oder eine Bestrahlung der Speiseröhrenregion, z. B. im Rahmen einer Brustkrebsbehandlung, der Grund für die Entstehung eines Speiseröhrenkrebses.

Beschwerden bereitet der Tumor lange Zeit keine. Erst spät kommt es zu Schluckbeschwerden, die zunächst nur bei festen Speisen, später auch bei weicher Nahrung und Flüssigkeit auftreten. In diesem Stadium ist die Speiseröhrenlichtung oft schon so stark verlegt, dass ein Verschluss absehbar ist. Durch die zunehmende Einengung der Speiseröhre gelangt unverdaute Nahrung wieder zurück in die Mundhöhle und führt zu unangenehmem, fauligem Aufstoßen. Schmerzen hinter dem Brustbein, die in den Rücken ausstrahlen, Husten, Heiserkeit bis hin zum Stimmverlust und Atemnot sind Folgen der Tumorausdehnung auf die Nachbarorgane, vor allem auf Stimmbandnerven, Bronchien und Luftröhre. Die letzten Monate sind oft eine Qual für die Betroffenen. Da viel zu wenig Nahrung aufgenommen wird, nehmen sie stark ab.

Das macht der Arzt

 

Diagnosesicherung. Eine Speiseröhrenspiegelung mit Gewebeprobenentnahme zur feingeweblichen Untersuchung sowie eine Röntgenkontrastmittel-Untersuchung (Ösophagus-Breischluck) sichern die Diagnose. Die Endosonografie erlaubt, Größe und Ausdehnung des Tumors zu beurteilen. Weitere Verfahren, z. B. CT und Bauchultraschall, ermöglichen die Feststellung eines Lymphknotenbefalls und eventueller Metastasen.

Therapie. Ist der Tumor noch in einem frühen Stadium und sind keine Lymphknoten befallen, ist in vielen Fällen eine endoskopische Abtragung möglich. Bei fortgeschrittenen Tumoren versucht der Arzt mit einer Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie, den Tumor vor der Operation zu verkleinern. Bei der Operation, die mit einer Sterblichkeitsrate von 8 % gefährlich ist, wird die Speiseröhre teilweise oder ganz entfernt. Die fehlende Speiseröhre wird ersetzt, indem der Magen nach oben gezogen (Magenhochzug) oder aus einem Dick- oder Dünndarmanteil eine Ersatzspeiseröhre gebildet wird.

Hat sich der Tumor bereits so weit ausgebreitet, dass eine Operation nicht mehr möglich ist, wird palliativ (also lindernd, nicht heilend) mit endoskopischen Verfahren versucht, die Speiseröhre mechanisch zu weiten (Bougierung), oder der Arzt setzt ein kleines Kunststoffrohr (Stent) ein, um die Speiseröhre offen zu halten. Ist die Speiseröhre vollständig durch den Tumor verschlossen, ermöglicht eine Magensonde, die direkt durch die Bauchdecke zum Magen führt, die Nahrungszufuhr (PEG). Magensonden durch die Nase sind als langfristige Maßnahme für den Patienten sehr unangenehm und werden möglichst vermieden.