Plötzlicher Herztod

Plötzlicher Herztod (PHT, Sudden Cardiac Death, SCD): Plötzlicher Kreislaufstillstand, dem eine Herzerkrankung zugrunde liegt, und der innerhalb einer Stunde nach Eintreten der ersten Symptome zum Tode führt. In den Minuten zuvor bestanden meist lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen, z. B. Kammerflimmern.

In etwa 80 % aller Fälle trifft ein plötzlicher Herztod Patienten, die bereits einen Herzinfarkt überlebt haben oder an einer koronaren Herzerkrankung leiden. Rund 30 % aller Betroffenen wussten jedoch vorher nicht von ihrer Erkrankung, d.h. bei ihnen ist der plötzliche Herztod das erste sichtbare Anzeichen einer KHK und trägt, da er so überraschend kommt, trotz aller medizinischen Fortschritte viel zu der hohen Sterblichkeitsrate bei Herzinfarkten bei. In den übrigen Fällen führen andere Erkrankungen, wie z. B. eine Herzmuskelentzündung, zum Kreislaufstillstand.

In Deutschland sterben jährlich mehr als 100 000 Menschen am plötzlichen Herztod. Nur bei 10 % kann der Tod durch rechtzeitige Wiederbelebung abgewendet werden; man spricht dann vom überlebten plötzlichen Herztod. Innerhalb des folgenden Jahres sind die Überlebenden trotzdem stark durch einen erneut möglichen Kreislaufstillstand gefährdet.

Der „kleine Bruder“ des plötzlichen Herztods ist der (nach zwei irischen Ärzten benannte) Adams-Stokes-Anfall, ein Zustand kurzer Bewusstlosigkeit, der ebenfalls durch einen anfallsartigen Kreislaufstillstand infolge von Herzrhythmusstörungen hervorgerufen wird, aber ohne ärztliches Eingreifen wieder verschwindet. Falls der Herzschlag zu lange aussetzt, bleiben Gehirnschäden zurück.

Die Betroffenen werden oft aus völligem Wohlbefinden heraus ohne Vorboten bewusstlos und verletzen sich durch Sturz. Nach kurzer Zeit, wenn der Rhythmus wieder „anspringt“, wachen sie genau so plötzlich wieder auf und haben nur für den Moment der Bewusstlosigkeit eine Erinnerungslücke. Die Diagnose kann im EKG gestellt werden, nur ist es manchmal sehr mühsam bis unmöglich, solche Zustände im EKG zu erfassen, wenn der Patient nicht gerade im Moment des Anfalles z. B. ein Langzeit-EKG-Speichergerät trägt. Zur Behandlung von Adams-Stokes-Anfällen wird in aller Regel ein Herzschrittmacher eingepflanzt, sofern nicht Medikamente wie eine zu hohe Digitalis- oder Betablocker-Dosierung für das Auftreten verantwortlich sind.

Leitbeschwerden

  • Herzklopfen, Herzrasen und Unwohlsein
  • Erst Kreislaufschwäche, später Bewusstlosigkeit, dann Kreislaufstillstand

Keine Scheu vor Fehlalarm! Wenige Minuten können über Leben oder Tod entscheiden. Gleichzeitig sollte sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen werden. Falls verfügbar, sollte eine Defibrillation erfolgen, auch durch nicht ausgebildete Laien.

Wann zum Arzt

Sofort den Notarzt rufen, wenn die genannten Leitbeschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Ein plötzlicher Herztod geht fast immer aus schnellen Herzrhythmusstörungen wie ventrikulären Tachykardien hervor. Nur bei jedem Zehnten führt ein zu langsamer Herzschlag, Bradykardie oder ein kompletter Ausfall des Erregungsleitungssystems zum plötzlichen Herztod. Neben einer KHK kommen ein vorangegangener Herzinfarkt, unentdeckte Herzmuskelentzündungen, Aneurysmen, Vergrößerungen der Herzkammern sowie angeborene und erworbene Herzfehler als Ursache infrage.

Das Risiko eines plötzlichen Herztods steigt mit zunehmendem Alter. In jüngeren Jahren sind Männer häufiger als Frauen betroffen, bei Menschen unter 40 Jahren ist ein plötzlicher Herztod jedoch insgesamt selten.

Durch einige spektakuläre Todesfälle ist der plötzliche Herztod bei Sportlern in den vergangenen Jahren in den Blickpunkt geraten. Er lässt sich zum Großteil auf vorher nicht diagnostizierte Herzfehler und -erkrankungen zurückführen. In Einzelfällen wurde jedoch auch ein Zusammenhang mit Doping vermutet.

Das macht der Arzt

Die erste und dringendste Maßnahme ist die sofortige Wiederbelebung des Patienten. Sobald ein Rettungssanitäter oder Notarzt erscheint, zeichnet er ein EKG auf, um andere plötzliche Todesursachen (z. B. eine Gehirnblutung) auszuschließen. Durch eine notfallmäßige Defibrillation versucht der behandelnde Arzt, wieder eine regelgerechte Herzaktion in Gang zu setzen. Anschließend steht die gezielte medikamentöse Therapie zur Stützung der Herzfunktion im Mittelpunkt.

Nach einem überlebten plötzlichen Herztod behandelt der Arzt die zugrunde liegende Herzerkrankung. Oft pflanzt er dem Patienten einen speziellen Schrittmacher, ICD, zur Verhütung weiterer gefährlicher Herzrhythmusstörungen ein.