Auswahl weiterer Naturheilverfahren

Aromatherapie

Schon in der Antike wurden bestimmte Pflanzenöle oder auch Pflanzenräucherungen angewendet, um Krankheiten zu heilen. Auch die heutige, in den 1920er Jahren durch den französischen Chemiker Gattefossé begründete Aromatherapie baut auf die heilende Wirkung ätherischer (flüchtiger) Pflanzenöle.

Die Aromatherapie wird sehr unterschiedlich angewendet: Naturwissenschaftlich oder schulmedizinisch orientierte Anwender richten sich bei der Auswahl nach den aus der Pflanzenmedizin bekannten Hauptwirkungen der pflanzlichen Inhaltsstoffe (z. B. schlaffördernde Wirkung von Hopfen, anregende Wirkung von Rosmarin, siehe auch Übersichtstabelle zu Heilkräutern und pflanzliche Badezusätze). Andere Anwender gehen bei der Auswahl intuitiv vor oder berücksichtigen Prinzipien der chinesischen Medizin. Das ausgewählte Öl kann einmassiert, aufgetragen oder über Duftlampen eingeatmet werden.

Wissenschaftlich betrachtet spricht einiges für eine spezifische Wirksamkeit der Aromatherapie. Die eingeatmeten Wirkstoffe gelangen auf dem Blutweg bis ins Gehirn und können dort den Hirnstoffwechsel beeinflussen. Studien zeigen, dass sich durch Aromatherapie die Ängstlichkeit vor chirurgischen Eingriffen abbauen lässt und dass sie entspannend, bei Alzheimer-Demenz auch ausgleichend, auf das Verhalten wirkt.

Bioresonanztherapie

Bei der Bioresonanztherapie sollen körpereigene Schwingungen durch ein spezielles Gerät empfangen und nach technischer Umwandlung in den Körper zurückgeleitet werden.

Anhänger des Verfahrens sind überzeugt, dass alle Lebensvorgänge „Bioenergie“ erzeugen, die komplexe Schwingungen hervorruft. An der Art der Schwingungen kann abgelesen werden, ob der untersuchte Körper oder Körperteil erkrankt oder gesund ist. Die Schwingungen werden über Hand- oder Fußelektroden erfasst, in das Bioresonanzgerät geleitet und durch spezielle Filter in gesunde und disharmonische – von erkranktem Gewebe ausgehende – Schwingungen getrennt. Die „krankmachenden Schwingungen“ werden „gedreht“ und damit „gelöscht“. Die so „gereinigten“ Schwingungen werden dem Patienten wieder zugeführt. Dadurch lassen sich, so die Verfechter des Verfahrens, seelische und körperliche Krankheiten, aber auch Partnerschaftskonflikte behandeln.

Wissenschaftlich ist das Therapiekonzept nicht plausibel. Der Nachweis einer spezifischen Wirkung nach heute geforderten wissenschaftlichen Standards fehlt.

Eigenbluttherapie

Zur Eigenbluttherapie wird etwas Blut aus einer Körpervene entnommen und dann wieder in den Körper eingespritzt, etwa in einen Muskel oder unter die Haut. Manchmal wird das Blut auch oral eingenommen. Das Blut kann vor der Rückführung durch verschiedene Verfahren behandelt werden: Durch eine UV- oder Kurzwellenbestrahlung oder durch eine Behandlung mit Sauerstoff oder Ozon. Manchmal werden dem Blut auch andere Mittel, z. B. homöopathische Mittel oder destilliertes Wasser, beigesetzt. Die Eigenbluttherapie wird bei praktisch allen Beschwerden eingesetzt, meist begleitend zu anderen Verfahren.

Das Konzept ist teilweise plausibel, da gezeigt werden kann, dass jede Injektion auch eine Reizung des Abwehrsystems darstellt (Näheres bei Selbsthilfe). Zumindest bei der Behandlung der Neurodermitis konnte eine spezifische Wirkung auch wissenschaftlich belegt werden. Ob andere Erkrankungen auf eine Behandlung ansprechen, ist unbekannt.

Kinesiologie

Die Kinesiologie (angewandte Kinesiologie) wurde 1960 von einem amerikanischen Chiropraktiker entwickelt und beruht auf der Annahme, dass körperliche bzw. seelische Störungen und Belastungen mit Schwächen in bestimmten Muskelgruppen einhergehen. Entsprechend werden einfache Muskelgriffe zur Diagnose von Störungen eingesetzt. Die Methode ist naturwissenschaftlich nicht erklärbar, die Treffsicherheit lässt sich wissenschaftlich bisher nicht belegen.

Neuraltherapie nach Huneke

Bei der Neuraltherapie nach Huneke werden örtlich betäubende Medikamente (Lokalanästhetika) direkt unter die Haut, aber auch in tiefere Gewebeschichten gespritzt, um Krankheiten zu diagnostizieren, zu lindern und zu heilen.

Die Neuraltherapie nach Huneke geht von der schulmedizinisch nicht akzeptierten Theorie aus, dass so genannte Störfelder – wie etwa Narben, Entzündungen oder Verletzungen – im Körper an ganz anderen Körperstellen Reaktionen und Schmerzen auslösen können. Ein solches Störfeld kann z. B. identifiziert werden, wenn bei der Injektion eines Lokalanästhetikums ein Schmerz an einer anderen Stelle plötzlich nachlässt. Das Störfeld soll dann durch an mehreren Tagen zu wiederholende Injektionen ausgeschaltet werden. Wissenschaftlich betrachtet steht die Störfeldtheorie auf dünnem Eis, und ein nach heutigen Standards akzeptabler wissenschaftlicher Wirknachweis für die Neuraltherapie nach Huneke liegt nicht vor.

Ozontherapie

Wegen seiner keimtötenden Wirkung wird das sehr reaktionsfreudige Ozongas (O3) zur Desinfektion von Trinkwasser genutzt. Eine Zeitlang wurde es auch zusammen mit Sauerstoff in Magen, Darm, Blase und Scheide eingeblasen, um Infektionen zu behandeln. In der Alternativmedizin soll Ozon die Durchblutung in den feinsten Körpergefäßen verbessern, die Sauerstoffversorgung der Gewebe ankurbeln und das Immunsystem anregen. Die Verfechter berufen sich dazu auf eine Vielzahl von Erklärungen, nach denen Ozon im Körper etwa die roten Blutkörperchen gleitfähiger mache.

Das Ozon wird auf sehr unterschiedlichem Wege an den Patienten gebracht: Es wird z. B. unter die Haut injiziert, mit Hilfe eines Katheters in Körperöffnungen (z. B. den Anus) eingeleitet oder als „ozonisiertes“ Wasser getrunken. Wissenschaftlich ist eine spezifische Wirkung gegen Krankheiten nicht belegt.